mittendrin (1)

B. ist Stammgast von Anfang an. Dass, sein Leben nicht einfach war, sieht man ihm an. Unzählige Schlaganfälle lassen ihn humpeln. Mit der Fietse (Fahrrad) geht es besser. Die ersten Jahre stand er draußen am Stehtisch mit Kaffee und Zigarette. Inzwischen sitzt er mittendrin. Den Kuchen isst er mit viel Sahne. Meistens bringt er Blumen mit. Er redet nicht so viel, aber einen Spruch hat er immer auf den Lippen. Seit 15 Jahren ist er trocken, seit 10 Monaten raucht er nicht mehr. Sonst wäre er wohl schon unter der Erde. Heute kam er zum Tschüß sagen zum Frühstück. Früh Aufstehen ist sonst nicht seine Sache, aber was er sich vornimmt, das schafft er auch. B. du wirst mir fehlen.

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Wenn die Worte fehlen

Manchmal fehlen mir die Worte, obwohl sie in mir drin sind und raus möchten. Da tummeln sie sich in mir, diese Worte, und wissen nicht, wer zuerst kommt. Da sind sie so durcheinander geraten und streiten um Wichtigkeit und Schönheit. Da sind so viele Themen, die wichtig scheinen und die doch so schwer sind auszusprechen.

Manchmal bleiben sie mir im Halse stecken die Worte. Sie sind schon fast raus und wissen dann nicht weiter. Sie können es nicht ertragen, das gesehene Unrecht auch noch zu hören. Sie verstummen aus Angst nichts ändern zu können. Und manchmal haben sie Angst an der eigenen Unzulänglichkeit gemessen zu werden.

Wenn die Worte fehlen, hilft schweigen. Und schreiben. Und beten.
Schweigen mit dem Wunsch, dass die Worte ihren Weg zur richtigen Zeit finden.
Schreiben mit der Sehnsucht, dass es trotzdem gehört wird.
Beten in der Gewissheit, dass da Einer ist, der hört und sieht und mitgeht.

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Bildnachweis: knallgrün / photocase.de