Wo Gott wohnt

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt er dann?

Im beschaulichen niedersächsischen Dorf,
neben dem VW-Werk?
Oder doch eher im Hochhaus in Berlin-Heerstraße-Nord?
Wohnt er in Rostock am Meer?

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt sie dann?

In der Krankenstation von Lilongwe?
Im Kinderheim in Alem?
In Aleppo, Lesbos oder auf dem Mittelmeer?
In Gaza oder Aschkelon?
Wohnt sie im Schlauchboot? Im Zelt oder im Containerdorf?

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt er dann?

Auf der Straße, unter der Brücke, auf der Parkbank?
Im Dorf, in der Stadt, im Haus, in der Wohnung? 
Bei Dir? Bei mir?

Ja.

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
dann wohnt sie da.

Im beschaulichen niedersächsischen Dorf,
neben dem VW-Werk.
Im Hochhaus in Berlin, Heerstraße-Nord.
In Rostock am Meer.

In der Krankenstation von Lilongwe.
Im Kinderheim in Alem.
In Aleppo, Lesbos und auf dem Mittelmeer.
In Gaza und in Aschkelon.
Im Schlauchboot.
Im Zelt und im Containerdorf.

Überall da wo Menschen wohnen.
Wohnen müssen.
Da ist er. 
Da ist sie zu Hause.

Da ist Gottes Wohnung.
In Dir. In mir.
In denen mit den zerbrochenen Herzen.
In denen mit den wankenden Knien.
In denen, die fliehen.
In denen, die bleiben.
In denen, die hingehen.
In denen, die leiden.

Da wohnt Gott.
Da und auch hier.

:::

Ich folge der Sehnsucht

Wenn ich den Blick nach oben richte
und gewichte, was mich trägt,
dann spür ich die Sehnsucht.
Sie zieht mich.
Hin zu dem Ort, wo die Hoffnung wohnt
und die Liebe vom Thron in die Krippe zog.
Sie zieht mich.
Hin zu dem Ort, wo ich ruhig sein kann
und meine Ängste das Weite suchen.
Der blaue Himmel über mir.
Diese Sehnsucht führt mich hin zu Dir.
Sie zieht und zieht und leitet mich.
Sie geht Wege und bleibt stehen.
Sie drängt und schiebt und lässt mich sehen.

In das Dunkel meiner Sehnsucht,
in das Schweigen meiner Nacht,
schickst Du Deinen Stern, der über mir wacht.
Deinen Begleiter, Deinen Wegbereiter,
Deinen Stern von Bethlehem.

In meinen Gedanken erscheint dieses Licht;
das mir verspricht, dass der Ort der Sehnsucht
nur in Dir zu finden ist.
Es zieht mich.
Es geht voran und weist den Weg
und wenn ich ihm folge, dann komme ich an,
dort an dem Ort, wo alles begann.
Es zieht mich.
Dorthin, wo die Liebe wohnt.
Dort, wo du bist, mich ansiehst und mir versprichst,
dass alles gut wird durch dieses Kind.
Denn Du bist da und du bist bei mir,
egal, was kommt.
Ich glaube Dir.

In das Dunkel meiner Sehnsucht,
in das Schweigen meiner Nacht,
schickst Du Deinen Stern, der über mir wacht.
Deinen Begleiter, Deinen Wegbereiter,
Deinen Stern von Bethlehem.

Auf dem Weg der Sehnsucht, bin ich nicht allein.
Ich treffe sie alle, die Frau ohne Namen, den blinden Mann
und das kranke Kind.
Alle, die unterwegs zu Dir sind.
Sie ziehn mich.
Sie kennen den Weg, hin zu dem Stall
hin zu dem Kind, wo alles Leiden gesehen
und Wunder geschehen.
Sie ziehn mich.
Wir sind unterwegs und tragen einander, der Blinde das Kind,
die Frau und die andern, sie nehmen auch mich und meine Zweifel mit.
Und was kann ich geben?
Mein Blick geht nach oben und ich sehe den Stern.
Du bist nicht mehr fern.

In das Dunkel unsrer Sehnsucht,
in das Schweigen unsrer Nacht,
schickst Du Deinen Stern, der über uns wacht.
Deinen Begleiter, Deinen Wegbereiter,
Deinen Stern von Bethlehem.

Die Schritte gehen schneller, der Weg ist auch Ziel.
Die Gemeinschaft zueinander bedeutet uns viel.
Sie zieht uns.
Sie trägt die Last und bringt uns voran.
Gemeinsam kommen wir an,
dort, wo alles begann.
Dort, wo die Sehnsucht zu Hause ist und das Kind uns in die Arme nimmt.
Dort, wo Leiden gesehen und Wunder geschehen.
Dort, wo die Liebe wohnt und das Kind in der Krippe thront.
Sie zieht uns zu Dir.
Wir sind jetzt da. Der Weg ist geschafft.
Zu Hause sind wir hier.

In das Dunkel unsrer Sehnsucht,
in das Schweigen unsrer Nacht,
schickst Du Deinen Stern, der über uns wacht.
Deinen Begleiter, Deinen Wegbereiter,
Deinen Stern von Bethlehem.

:::

Photo by Daniel Werner: photocaseuhv3k9s7ahmo

Wir stolpern dem Stall entgegen. Gemeinsam.

Ich sitze im Zug. Heute noch länger als sonst. Meine Gedanken hängen an Einkaufslisten, Weihnachtsrundbrief und dem gestrigen Abend. Taizéandacht in der Gemeinde. Stille, singen, ankommen im Advent. Ich poste ein Bild, schreibe einen kleinen Text. Mache die Weihnachtsmusik an und tauche in unser Jahr 2019 ein. Der Weihnachtsrundbrief will geschrieben werden. Gestern dachte ich noch, das schaffe ich dieses Jahr bestimmt nicht. Doch heute ist da.

Weiterlesen »