Fliehen. Sie musste hier raus.
Einfach nur weg.
Schnell weg.
So schnell, wie das als schwangere Frau nun mal geht.
Sie lief und lief.
In die Wüste.
Sterben? War das ihr Wunsch?
Sie wusste es nicht.
Sie wollte nur noch weg von Abram und seiner Frau.
Sein „Mach mit ihr, was du willst“ hallte noch in ihren Ohren.
Und Sarai machte mit ihr, was sie wollte.
Sie kannte keine Gnade mehr.
Ein Wunder, dass das Kind in ihr noch lebte, bei dieser Quälerei.
Hagar lief bis zum Brunnen.
Dort setzte sie sich und trank.
Die Gedanken in ihrem Kopf liefen weiter.
Drehten sich im Kreis.
Hin und Her. Her und Hin.
„Wo kommst Du her?
Und wo willst Du hin?“
Gute Frage.
„Ich bin geflohen vor meiner Herrin.“
„Kehre wieder zurück und demütige dich unter ihre Hand“.
Wie bitte?
Zurück?!
Mich demütigen lassen von morgens bis abends?
Gewalt aushalten. Angst haben um mich und mein Kind?
Dein gottverdammter Ernst?
Ja.
Aber du wirst eine andere sein.
Du bekommst das gleiche Versprechen wie der große Abraham.
Deine Nachkommen werden unzählbar sein.
Gott hat dein Elend gehört.
Du bist nicht mehr allein.
Und sie gab Gott einen Namen.
Als Frau.
Als erster Mensch überhaupt.
Du bist ein Gott, der mich sieht.
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