Wo Gott wohnt

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt er dann?

Im beschaulichen niedersächsischen Dorf,
neben dem VW-Werk?
Oder doch eher im Hochhaus in Berlin-Heerstraße-Nord?
Wohnt er in Rostock am Meer?

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt sie dann?

In der Krankenstation von Lilongwe?
Im Kinderheim in Alem?
In Aleppo, Lesbos oder auf dem Mittelmeer?
In Gaza oder Aschkelon?
Wohnt sie im Schlauchboot? Im Zelt oder im Containerdorf?

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
wo wohnt er dann?

Auf der Straße, unter der Brücke, auf der Parkbank?
Im Dorf, in der Stadt, im Haus, in der Wohnung? 
Bei Dir? Bei mir?

Ja.

Wenn Gott bei den Menschen zuhause ist,
dann wohnt sie da.

Im beschaulichen niedersächsischen Dorf,
neben dem VW-Werk.
Im Hochhaus in Berlin, Heerstraße-Nord.
In Rostock am Meer.

In der Krankenstation von Lilongwe.
Im Kinderheim in Alem.
In Aleppo, Lesbos und auf dem Mittelmeer.
In Gaza und in Aschkelon.
Im Schlauchboot.
Im Zelt und im Containerdorf.

Überall da wo Menschen wohnen.
Wohnen müssen.
Da ist er. 
Da ist sie zu Hause.

Da ist Gottes Wohnung.
In Dir. In mir.
In denen mit den zerbrochenen Herzen.
In denen mit den wankenden Knien.
In denen, die fliehen.
In denen, die bleiben.
In denen, die hingehen.
In denen, die leiden.

Da wohnt Gott.
Da und auch hier.

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Herbst

Herbst riecht nach Kürbissuppe,
heißem Kakao und auch schon ein bisschen nach Zimt.
Hustensaft mischt sich dann und wann mit dazu.

Herbst klingt nach Abschied,
nach Trauer und vermissen müssen.
Nach Nachmittagen mit Decke und Buch,
nach langen Abenden mit Lieblingsserie und Tee, viel Tee.

Herbst sieht bunt aus.
Lila und orange, gelb und rot.
Dunkler Himmel und blinkende Warnweste,
wenn du fährst.

Herbst schleicht sich in mein Herz
und wühlt sich in meinen Bauch.
Er bringt Kälte mit und Schwere auch.
Doch im Gepäck hat er bunte Gummistiefel, Apfelkuchen und Wind.

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Deine Hand

Johannes der Täufer ist tot.
Die Jünger begraben ihn.
Der Rufer in der Wüste muss nun für immer schweigen.
Jesus fährt mit dem Boot in die Stille.
Er will allein sein.
Allein in der Einöde.

Die Menschenmenge folgt ihm.
In die Einöde.
Viele sind krank. Viele haben Hunger.
Sie sind wie Schafe ohne Hirten.
Allein unter vielen.
Jesus hat Mitleid mit ihnen.

Montag.
Das Hamsterrad läuft sich schon warm.
Alles geht wieder los.
Wie gut.
Oder wie schwer?
Was sind deine Gedanken und Gefühle,
wenn Du an morgen denkst.

Und dann ein Blick in die Welt.
Was sind deine Gedanken und Gefühle
wenn Du in die Welt guckst.
Klimakatastrophen, andauernder Krieg in Europa
und in vielen anderen Teilen der Welt.
Armut, Hunger, Inflation.
Lange Schlangen an den Lebensmittelausgaben der Tafeln in Deutschland.
Viele Kinder und Familien, die nicht in den Urlaub fahren können.
Nie.
Und Menschen die glauben mit der Ausgrenzung anderer
würde es ihnen selbst besser gehen.
Soviel Aggression. Soviel Wut. Soviel Hass.

Ich fühle mich so machtlos, hilflos, überfordert.
Wo fange ich an zu beten?
Wo kann ich dem Hass Liebe entgegen setzen?
Wie kann ich noch hoffen?

Deine Hand
Hoffnung ist gerade so schwer zu finden
 Ich suche sie
 Ich schau‘ nach links und fühl‘ mich blind
 Für Perspektiven, die uns weiterbring’n
 Und plötzlich spür‘ ich hinter mir
 Was schiebt (Was schiebt) mich an (Mich an)
 Gibt mir ’ne Kraft (’ne Kraft)
 Die zieht mich aus dem Tief
 Denn es gibt (Es gibt) so viel (So viel)
 Zu verlier’n, yeah

Jesus hat Mitleid mit den Menschen.
Er sieht sie in ihrer Hoffnungslosigkeit.
Er sieht sie an und heilt.

Er legt seine Hand auf und heilt.
Jünger sehen nach links und rechts und finden Brot.
Er gibt und teilt aus mit seinen Händen.
Brot und Fisch.
Himmelsbrot.
Hoffnungsbrot.
Worte von Gott.
Worte, die Hoffnung geben und
Perspektiven, die weiterbringen.
Das schenkt Kraft.
Kraft zum Weitergehen.
Wie eine Hand, die schiebt.
Weiter. Ihr seid nicht alleine.
Gott ist da.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch.

Du bist nicht allein in deinem Montag.
Da ist eine Hand, die Dich schiebt.
Das ist Gottes Hand, die dir Kraft gibt.
Montag und an jedem anderen Tag.
Bei allem, was morgen wieder beginnt
oder zum ersten Mal neu beginnt.
Jesus sieht dich an und sieht, was Du brauchst.
Er teilt Brot mit Dir.
Himmelsbrot, das satt macht und
Kraft gibt zum losgehen am Montag.
Das Kraft gibt zum Weitergehen am Dienstag und
jedem anderen Tag.

Du bist nicht allein.
Gottes Hand ist mir Dir.
Über Dir.
Unter Dir.
Und um Dich herum.
Gott ist da.
Das Reich Gottes ist mitten unter uns.

Deine Hand
 Deine Hand gibt mir
 Den Halt, den ich so dringend brauch‘, um nicht
 Zu brechen, halt‘ sie fest, und wir, und wir
 Wir könnten uns noch retten
 Deine Hand, sie schiebt
 In Liebe meine Hand an, gibt und gibt
 Alles, was sie kann, sie ist mein Pier
 Deine Hand ist meine Bank

 Heute wird das Morgen gemacht
 Deine Tat malt die Zukunft aus
 Nutz fremde Rampen, um zu starten (Zu starten)
 Komm, weiter gemeinsam
 Auf Räuberleitern höher steigen wir (Steigen wir)
 Im Team (Im Team), wenn wir (Wenn wir)
 Uns Brücken schweißen, die uns direkt führ’n (-rekt führ’n)
 Ins Wir, ich bin nur mit dir
 Stark

Wahnsinn.
Der Glaube trägt.
Der Alltag läuft.
Ich bete und es geschieht.
So stell ich mir den Himmel vor.
Sommerleicht ist das Leben.
Kennst du auch solche Tage?
Tage an denen es läuft und Du Dich unbesiegbar fühlst?
Angeschoben und gehalten von einer unsichtbaren Hand.
Wie schön!
Halt sie fest und genieße sie.
Leg Dich in die Hängematte des Lebens und lass Dich tragen.
Gott ist da. Gott ist gut.

Wahnsinn.
Was wir als Gemeinde alles erleben.
Tolle Erfahrungen mit Gott und miteinander.
Gemeindefreizeit. Wir können was reißen.
Im Team.
Brücken schweißen ins Wir.
Wir sind nur mit Gott stark.
Lasst uns auf diese Erfahrung weiterbauen.
Weiterglauben, gemeinsam, auch im Gemeindealltag.
Wir können was reißen.
Im Team mit Gott.
Hier untereinander.
Und in unserem Stadtteil.
Hoffnungsbrot verteilen.
Perspektiven aufzeigen.
Erzählen von der Hand, die uns schiebt.

Wahnsinn, denkt Petrus.
Zusammen sind wir stark.
Heute wird das Morgen gemacht.
Das Reich Gottes ist mitten unter uns.
 So stell ich mir den Himmel vor.
 Brot genug für alle.
 Kranke werden gesund. Lahme gehen. Blinde sehn.
 Deine Tat malt die Zukunft aus.
 So kann es gehen.
 Mit Dir kann ich über das Wasser gehen.
 Ich bin nur mit dir stark.

Matthäus 14, 28-31a
 28 Petrus sagte zu Jesus: »Herr, wenn du es bist, befiehl mir, über das Wasser zu dir zu kommen.«
 29 Jesus sagte: »Komm!« Da stieg Petrus aus dem Boot, ging über das Wasser und kam zu Jesus.
30 Aber auf einmal merkte er, wie stark der Wind war. Da bekam er Angst. Er begann zu sinken und schrie: »Herr, rette mich!«
31 Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen und hielt ihn fest.

Deine Hand
 
Deine Hand gibt mir
 Den Halt, den ich so dringend brauch‘, um nicht
 Zu brechen, halt‘ sie fest, und wir, und wir
 Wir könnten uns noch retten
 Deine Hand, sie schiebt
 In Liebe meine Hand an, gibt und gibt
 Alles, was sie kann, sie ist mein Pier
 Deine Hand ist meine Bank (Ja)
 Deine Hand gibt mir
 Den Halt, den ich so dringend brauch‘, um nicht
 Zu brechen, halt‘ sie fest, und wir, und wir
 Wir könnten uns noch retten
 Deine Hand, sie schiebt
 In Liebe meine Hand an, gibt und gibt
 Alles, was sie kann, sie ist mein Pier
 Deine Hand ist meine Bank

Petrus schreit: Hilfe! Ich gehe unter.
Jesus, wo bist du?
Wo bist du auf einmal?

Gerade war doch noch alles gut.
Alles lief.
Im Team. Du und Ich.
Wir könnten es doch schaffen.
Wir könnten sie doch retten.
Diese Welt.

Ich schreie: Hilfe! Ich gehe unter.
Ich gehe unter im Druck, im Vergleichen,
im Leisten müssen, im Gefallen wollen.
Gerade war doch alles noch gut.
Alles lief.
Im Team. Ich und Du.
Wir könnten es doch schaffen.
Wir könnten sie doch retten.
Diese Welt.

Matthäus 14, 31b – 33

Jesus sagte zu Petrus: »Du hast zu wenig Vertrauen. Warum hast du gezweifelt?«

32 Dann stiegen sie ins Boot und der Wind legte sich.
 33 Die Jünger im Boot warfen sich vor Jesus nieder. Sie sagten: »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«

Und Jesus sagt.
Vertrau mir!
Meine Hand gibt dir
den Halt, den du so dringend brauchst, um nicht
zu brechen, halt sie fest und ich
hab dich schon gerettet.

Meine Hand, sie schiebt
in Liebe deine Hand an, gibt und gibt.
Alles was ich kann, habe ich schon getan.
Ich bin Deine Bank.
Ich bin Dein Pier.
Dein Heimathafen.
Alles was ich kann, habe ich schon getan.
Am Kreuz habe ich Dich gerettet.
Ein für allemal.

Vertrau mir!

Du musst sie nicht retten diese Welt.
Du kannst sie nicht retten diese Welt.
Aber gemeinsam.
Wenn Du mir vertraust.
Gemeinsam Hand in Hand
können wir unmögliches schaffen.
Gemeinsam Hand in Hand
können wir über das Wasser gehen.

Zusammen sind wir stark.
Heute wird das Morgen gemacht.
Das Reich Gottes ist mitten unter uns.
So stell ich mir den Himmel vor.
Brot genug für alle.
Kranke werden gesund. Lahme gehen. Blinde sehn.
Deine Tat malt die Zukunft aus.
So kann es gehen.

Nur mit Dir.

Amen

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Predigt gehalten am 27. August 2023 in der EFG Berlin-Staaken
zu Matthäus 14 und „Deine Hand“ von Herbert Grönemyer

Foto: Foto von Stormseeker auf Unsplash