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Irgendwann am 11. November ist mir aufgefallen, dass Sankt Martin ist. Es ist das erste Mal seit 11 Jahren, dass ich nicht durch die Kinder daran erinnert wurde. Da wir kein Kitakind mehr haben und an unserer Schule christliche Feste leider nicht thematisiert werden, hätte ich es fast vergessen.
Ist auch nicht ganz so tragisch, da wir im Alltag sowieso viel teilen und nicht unbedingt an einem festen Tag daran erinnert werden müssen.
Trotzdem habe ich einen Moment innegehalten und überlegt, wie ich mir diesen Tag auch ohne Kitakinder bewusst machen kann.

Was teile ich eigentlich alles in meinem Alltag?
Eine Liste:

  • Ideen
  • Gedanken
  • Träume
  • Sorgen
  • Ängste
  • Geld
  • Zeit
  • Freude
  • Trauer
  • Mitgefühl
  • Hilfe
  • Heimat
  • Sehnsucht
  • Glück
  • Glauben
  • Liebe
  • Hoffnung

Was fällt euch noch ein?

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Photo by Kyle Glenn on Unsplash

Es ist genug für alle da … wir reden über Hass, Liebe und Sankt Martin

Es ist nicht leicht an so einem Tag wie gestern mit den Kindern über Amerika, Mauerfall und Mauerbau, brennende Synagogen und Hass zu reden. Aber es ist so wichtig. Es ist so wichtig, dass wir darüber reden. Es ist so wichtig, dass wir Worte finden für das, was so schockierend ist. Ich habe es gestern versucht. Ich habe erklärt, warum ich gegen Trump als Präsident bin. Ich habe versucht zu erklären, warum ich so erschüttert bin, dass der Hass so viel Raum bekommt in Amerika und hier bei uns. Und ich habe erklärt, warum die Art und Weise wie Donald Trump Frauen behandelt und „liebt“ frauenfeindlich und übergriffig ist.
Wir haben über Sankt Martin gesprochen und die Aktualität dieser alten Geschichte gerade gestern und heute.
Es ist die Angst zu kurz zu kommen, die den Hass gegen die Fremden füttert. Es ist die Angst selbst weniger zu haben, wenn man anderen etwas abgibt. Doch Angst und Hass machen einsam. Wer mit dem wenigen was er hat, allein bleibt, der bekommt immer mehr Angst.
Stellen wir uns doch einmal vor wir decken alle zusammen einen großen langen Tisch und bringen das, was wir haben mit. Ich habe etwas Brot, der andere eine Gurke. Die nächste bringt Käse und einer Butter.Vielleicht hat noch jemand einen Apfel und ein Kind bringt Bonbons. Würde jeder für sich allein bleiben wäre es wenig und trostlos. Doch wenn alle zusammenlegen und teilen ist es ein tolles, leckeres und gesundes Essen. Die Gemeinschaft um den Tisch herum ist viel schöner, als wenn ich alleine mein trockenes Brot essen würde. Und wenn jeder etwas mitbringt, reicht es auch für die, die gerade nichts haben. Denn meistens ist es auch nur der erste Blick, der uns einreden möchte, dass da jemand ist, der nichts zu geben hat, der immer nur nimmt und nimmt. Doch während wir gemeinsam essen, singt der Fremde ein Lied der Dankbarkeit und die andere erfüllt die Runde mit ihrem ansteckenden Lachen. Wir lernen uns kennen und entdecken wieviel wir haben, wenn wir teilen. Wir erleben dass es für alle reicht, auch wenn wir keinen Kaviar und keinen Sekt haben.
Ein kurzes Gespräch, was in mir immer noch nachwirkt und was wir bestimmt heute und morgen und übermorgen fortsetzen. Solange bis die Liebe gegen den Hass gewinnt.

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Bildnachweis: illmedia/photocase.com