Ich sitze im Zug. Heute noch länger als sonst. Meine Gedanken hängen an Einkaufslisten, Weihnachtsrundbrief und dem gestrigen Abend. Taizéandacht in der Gemeinde. Stille, singen, ankommen im Advent. Ich poste ein Bild, schreibe einen kleinen Text. Mache die Weihnachtsmusik an und tauche in unser Jahr 2019 ein. Der Weihnachtsrundbrief will geschrieben werden. Gestern dachte ich noch, das schaffe ich dieses Jahr bestimmt nicht. Doch heute ist da.
Meine Freundin Katrin schreibt mir: „Wir stolpern dem Stall entgegen.“ Dieser Satz hat mich sofort. Gedankenfetzen in mir fügen sich zu einem Text. Das ist doch der Anfang der Weihnachtsgeschichte. Stolpern, Umwege, enttäuschte Hoffnungen und zerplatzte Träume. Maria und Josef haben sich ihr Leben gewiss anders erträumt. Da war nichts perfekt.
Gott stolpert in diese Welt. „Gott geht in die Knie“ so las ich gestern im Anderen Adventskalender von Fulbert Steffensky. Kranke Kinder, ungeplante Termine, Aktivitäten bis zum Schluss, Hektik und Streit, verschobene Träume, Augenringe und verpeilte Termine wechseln sich ab mit Adventsmomenten. Momente, die zeigen, ich bin nicht alleine: Nachrichten ins Wartezimmer, geteilte Weihnachtslieblingsmusik, gemeinsames Hibbeln beim Biathlon gucken, Plätzchenbackchaoskaffeetrinken, Sonnenuntergänge, geheime Garagenaktionen, geschenkte Zeit, die ich füllen kann, wie ich es mag und zwischendurch ein „Mama, das ist aber ein schönes Kleid“.
Gott stolpert in diese Welt. Er geht neben mir auf die Knie und ist genau da, wo ich gerade bin. Ich muss nichts. Gott kommt. Gemeinsam finden wir einen Platz. Er findet mich mitten im Chaos. Er fängt mich auf im Stolpern und geht mit mir zusammen zum Stall. Er wird Immanuel. Gott mit uns.
Und dann ist dieser adventliche Moment auch schon wieder vorbei, denn in das Café, wo ich diesen Text zu Ende schreibe, kommen laute Menschen. Der Milchkaffee mit Lebkuchengeschmack ist leer. Also stolpere ich weiter in Richtung Stall. Gemeinsam.
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