Mein Herz (Preacher-Slam)

Hört ihr sie auch diese Melodie?
Immer wenn es um Versöhnung geht,
erklingt in mir dieses Lied.
Ich mein das gar nicht ironisch,
ich mag diesen Song.
Vom Fest nach langer Trauer, Heimatklängen
und dem ganzen tamtam.

Doch das ist ja das Ende gut – alles gut.
Das Ende vom Lied. Das Ende der Sehnsucht.
Das Ende vom Weg auf dem Versöhnung entsteht.

Ich frage mich, wie das geht?
Wie fängt es an?
Wer sagt mir, wie alles begann?
Kommt mal mit wir gehen die Mauer entlang
und suchen das offene Tor.
Vielleicht habt ihr ein Ohr
für eine Reise zum Ort, wo der Schmerz wohnt
und Versöhnung zu Hause ist.

Für eine Geschichte mit Herz,
vom Suchen und Finden,
über mich und dich und den der uns fand.

Ich fang einfach an.

Ich seh eine Frau, die vor dem Spiegel steht
und nicht weiß, wie es weitergeht.
Sie kann nicht frei atmen, frei denken, frei leben,
von freiem Glauben wollen wir gar nicht erst anfangen zu
träumen.

Keiner hat ihr das je gegeben.
Keiner hat ihr gesagt, wie das geht,
dieses Leben und wie Versöhnung
mit sich selbst entsteht.

In ihr bleibt die Mauer stehen
aus Selbstzweifeln und Angst,
aus vergangenen Worten,
die sie über sich erfand.

Sie hört immer noch diese Worte von früher.
Da sind Sätze in ihr, die sie verhöhnen.
Innere Stimmen, die prägen und lähmen.

Ich muss, ich muss, ich muss!
Das ist der alte Gruß aus der Vergangenheit,
der in ihr schreit und sich selbst verneint.

„Das will ich nicht mehr sehen!“
Schreie ich dem Spiegel entgegen.
ich wehr mich dagegen,
will mich versöhnen mit mir, mit dir
und dem, der mich fand.

Doch wieder und wieder laufe ich gegen die Wand.
Da ist einfach kein Tor in dieser Mauer.
In all dieser Trauer, kein Fest und kein Kuss.

Ich will Regen in der Wüste, Feuer in der Nacht
und das ganze tamtam.
Aber wie kann das gehen?
Ich bleib hier nicht stehen.

Ich fang einfach an.

Fang an zu laufen. Fang an zu leben,
zu tanzen, zu glauben und zu vertrauen,
dass der Weg zur Versöhnung nach innen führt
und du mich dort berührst wo es schmerzt.

Mein Herz!

Mein Herz nimmt mich an die Hand,
wir laufen die Mauer entlang,
treten gegen die Wand,
und finden den Ort,
wo es noch tiefer runter geht.

Ich seh ein Kind, das vor dem Spiegel steht
und nicht weiß, wie es weiter geht.
Es kann nicht frei atmen, frei denken, frei leben,
von freiem Glauben wollen wir gar nicht erst anfangen zu
träumen
es könnte schäumen vor Wut
und schreien vor Angst.
Doch Gefühle bleiben lieber im Hals stecken
und im Bauch kleben,

finden keinen Weg hinaus.
Da ist einfach kein Tor in dieser Mauer.
In all dieser Trauer, kein Fest und kein Kuss.

Sie hört nur: ich muss, ich muss, ich muss.
Ich muss funktionieren, alleine und immer.
Ich muss das können, jetzt und ein für alle Mal.
Ich muss das schaffen, machen
und jede kann das sowieso besser als

Du. Du, du.

Nur du, sagt mein Herz,
kennst diesen Schmerz.
Nur du, kannst ihn sehen,
nur du kannst ihn fühlen,
nur du kannst ihn weinen,
nur so kannst du heilen.

„Hier bleibe ich stehen“,
flüstere ich dem Spiegel entgegen.
„Ich lass dich nicht mehr allein,
will mich versöhnen mit mir, mit dir und dem,
der mich fand.“

Ich will den Schlüssel fürs Gefängnis,
neue Erdteile entdecken
und das ganze tamtam
Aber wie kann das gehen?
Ich bleib nicht allein.
Ich fang einfach an.

Fang an zu laufen. Fang an zu leben,
zu tanzen, zu glauben und zu vertrauen,
dass der Weg zur Versöhnung nach innen führt
und du mich dort berührst wo es schmerzt.

Mein Herz!

Mein Herz und ich nehmen das Kind an die Hand.
Lehnen uns gegen die Wand, lassen die Tränen laufen,
spüren den Schmerz.
Das hier ist kein Ende gut – alles gut.
Hier ist der Anfang vom Lied.

Ich seh uns Hand in Hand vor dem Spiegel stehn.
Nun kann ich ahnen, wie es weiter geht.
Ich kann frei atmen, frei denken, frei leben.
Mein freier Glaube, lässt mich einfach staunen.
Er, der mich fand, reicht mir seine Hand.

Er führt mich.
Hin zu dem Ort, wo Versöhnung wohnt
und die Liebe vom Thron in die Krippe zog.
Er führt mich.
Hin zu dem Ort, wo Versöhnung geschieht
und die Liebe am Kreuz ihre Arme weit öffnet.

Und mir verspricht:

Gemeinsam, sagt mein Herr:
„Sehen wir den Schmerz,
wir fühlen und weinen,
nur so kannst du heilen.

Du bist nicht allein.
Du bist mein.

Ich will den Brief nach langem Schweigen,
den Frühling, den Morgen
und das ganze tamtam.
Nur so kann das gehen!
Ich bleib hier nicht stehen.
Ich fang einfach an.

Fang an zu laufen. Fang an zu leben,
zu tanzen, zu glauben und zu vertrauen,
dass der Weg zur Versöhnung nach innen führt.
Und du mich dort berührst wo es schmerzt.

Mein Herz!

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Mein Herz ab 1:01.30.

Foto: David Vogt

Preacher-Slam geschrieben für den Bundesrat des BEFG 2023 – Versöhnung erleben