unsichtbar.

Sie war unsichtbar.
Menschen konnten durch sie hindurchsehen.
Blicke trafen sie trotzdem.

Sie war unsichtbar.
Menschen konnten über sie hinweg über sie reden.
Worte trafen sie trotzdem.

Sie war unsichtbar.
Das war keine geheime Zauberkraft, sondern ihr Leben.
Das hier war kein Spiel.
Kein „Ich sehe was, was du nicht siehst“.
Kein „sehen und gesehen werden“.
Kein „Augen zu und durch“.
Selbst mit offenen Augen konnte sie keiner sehen.

Manchmal probierte sie es aus.
Stellte sich mitten in den Raum und redete.
Menschen machten einen Bogen.
Aber keiner sah sie.

Sie war unsichtbar.
Menschen konnten mit ihr machen, was sie wollten.
Weh tat es trotzdem.

Sie war unsichtbar.
Menschen konnten über sie bestimmen.
Fliehen konnte sie trotzdem.

Genesis 16,6:
„Abram antwortete Sarai:»Sie ist deine Magd und in deiner Hand.

Mach mit ihr, was du für richtig hältst.«
Daraufhin behandelte Sarai ihre Magd so schlecht, dass diese ihr davonlief.“

Fortsetzung folgt …

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Foto von Kat J auf Unsplash


himmelwärts schreien

Solange Menschen fordern,
Jungs sollten Panzer bauen,
statt Blumen zu malen.
Solange muss ich in den Himmel schauen
und schreien.

Sag mir, wo die Blumen sind?

Solange Menschen meinen
andere dürfen nicht anders sein.
Nicht Frau, nicht schwul, nicht mit oder ohne Kopftuch.
Solange muss ich weiter
himmelwärts schreien.

Wo sind sie geblieben?

Solange das Mittelmeer ein Massengrab ist
und Menschen darin untergehen.
Solange täglich Frauen sterben,
weil Männer meinen, dass sei ihr Gutes Recht.
Solange muss sich schreien.
Himmelwärts.

Was ist geschehn?

Solange Männer und Frauen in den Krieg ziehen.
Solange Kinder um ihre Eltern weinen und Eltern um ihre Kinder.
Solange wir immer wieder vergessen,
dass wir alle Menschen sind.
Solange muss ich schreien.
Auch wenn der Himmel schweigt.

Über Gräbern weht der Wind.
Wann wird man je verstehn?

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Beitrag zu der Aktion #bewusstnovembern