himmelwärts schreien

Solange Menschen fordern,
Jungs sollten Panzer bauen,
statt Blumen zu malen.
Solange muss ich in den Himmel schauen
und schreien.

Sag mir, wo die Blumen sind?

Solange Menschen meinen
andere dürfen nicht anders sein.
Nicht Frau, nicht schwul, nicht mit oder ohne Kopftuch.
Solange muss ich weiter
himmelwärts schreien.

Wo sind sie geblieben?

Solange das Mittelmeer ein Massengrab ist
und Menschen darin untergehen.
Solange täglich Frauen sterben,
weil Männer meinen, dass sei ihr Gutes Recht.
Solange muss sich schreien.
Himmelwärts.

Was ist geschehn?

Solange Männer und Frauen in den Krieg ziehen.
Solange Kinder um ihre Eltern weinen und Eltern um ihre Kinder.
Solange wir immer wieder vergessen,
dass wir alle Menschen sind.
Solange muss ich schreien.
Auch wenn der Himmel schweigt.

Über Gräbern weht der Wind.
Wann wird man je verstehn?

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Beitrag zu der Aktion #bewusstnovembern

Unbekümmert leben?!

Ich will unbekümmert leben,
einfach in den Tag hinein.
Ohne Sorgen, ohne Kummer, ohne Vorsicht sein.
Leben ohne Bedenken, spontan, frech und frei.
Leichtfüßig, leichtherzig, unbekümmert sein.

Ich will wie ein Kind sein,
springe in den Tag hinein.
Pusteblumen, Seifenblasen,
oder einfach mal im Bett bleiben und lesen.
Sterne zählen, Pommes essen,
unbekümmert leben.

Ich will nicht unbekümmert leben.
gedankenlos in den Tag hinein.
Um mich herum nichts sehen,
so, als gäb´s kein morgen mehr.

Auch Kinder sind nicht ohne Sorgen,
haben oft schon Angst vor Morgen
oder Menschen, die sie quälen,
bleiben morgens lieber liegen.

Ich kann nicht unbekümmert leben.
Aleppo, Odessa und Lesbos nicht sehen.
Mitleiden, mitfühlen, mittragen.
Seelenschmerz ertragen.
So möchte ich leben.

Ich kann unbekümmert leben.
Leben teilen, verantwortlich geben.
Aus der Fülle Gottes schöpfen:
Kraft und Mut und ein Trotzdem.
Berufen sein zu sehen.
Nur so kann ich unbekümmert leben.

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zuerst erschienen in HERRLICH, Das GJW-Magazin, 02/2022, http://www.gjw.de/herrlich/2022_02