Ich komme aus einem christlich, evangelikalen Umfeld in dem mir jahrenlang klar gemacht wurde, dass ich nicht mitgemeint bin. Nicht in Leitungspositionen, nicht beim Predigen oder „vorne stehen“. Als heranwachsende Frau erlebte ich Frauen in der Gemeindeküche und im Kindergottesdienst. Aber auch hier gab es den leitenden Koch und den Sonntagsschulleiter. Ich hatte keine weiblichen Vorbilder in Leitungspositionen. Ich will hier nicht ins Detail gehen, denn darum geht es mir nicht; das ist viele Jahre her.
Gott sei Dank ist das heute anders. Meine Töchter und mein Sohn wachsen ganz selbstverständlich mit einer Kanzlerin und einer Pastorin auf. Sie erleben Gemeindeleiterinnen und Schulleiterinnen. Das ist großartig! Ich freue mich, dass sie weibliche Vorbilder erleben und es für sie keine Berufe gibt, von denen sie wegen ihres Geschlechts von vornherein ausgeschlossen sind.
Das, was für meine Kinder so selbstverständlich ist, ist es für mich noch nicht. Darum möchte ich Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache hören und in Bildern sehen. Ich möchte nicht mitgemeint werden, sondern gesehen. Ich möchte Kolleginnen auf Bildern sehen und zwar in dem, was sie tun: predigen, moderieren und leiten. Gerade weil es für mich nicht selbstverständlich ist, dass Frauen Theologie studieren dürfen oder Pastorin und Diakonin werden können, möchte ich sie sehen und hören. Es sind Frauen und Männer, die Gemeinde leiten, moderieren und predigen. Sprache und Bilder können und sollen das ausdrücken und zeigen. Denn sind wir doch mal ehrlich, es gibt ja immer noch dieses andere Denken. Es gibt sie doch noch, die Ansicht, dass dies nichts für Frauen ist. Das Frauen nicht predigen und / oder leiten sollten. Und jede Pastorin oder Diakonin muss sich täglich damit auseinandersetzen und sich für das, was sie tut rechtfertigen. Und es gibt immer noch Menschen, die ganz bewusst nur von Pastoren oder Ältesten reden und damit ausdrücklich nur Männer meinen.
Jahrtausendelang waren Frauen eben nicht mitgemeint. Mit voller Absicht nicht. Sondern bewusst und biblisch begründet ausgeschlossen.
Gott sein Dank ist das heute anders. Das möchte ich gerne hören und sehen. Das will ich feiern und mich freuen mit den Frauen und Männern, die schon so lange dafür gekämpft haben, die gelitten haben und ihre Berufung nicht leben durften. Ich will nicht mehr mitgemeint sein. Ich will sehen und hören. Ich will gesehen und gehört werden. Weil es leider noch nicht selbstverständlich ist.
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Bildnachweis: Cora Zacher (privat)