Große Taizé-Liebe

Ostern vor 10 Jahren war ich in Taizé. Seitdem gehören Taizélieder für mich zur Passionszeit und zur Osternacht dazu.  Am Samstag im Passionskonzert sang der Chor der Gethsemane-Kantorei im Prenzlauer-Berg zum Eingang und Ausgang Taizélieder. Da war sie wieder da die Sehnsucht nach diesen Liedern, nach der Stimmung und der Stille, die dieser Gesang für mich ausstrahlt. Mir fiel auf, was mir in dieser Passionszeit bis jetzt gefehlt hat. Da ich in diesem Jahr keine Passionsandacht vorbereite und halte, muss ich mich selber darum kümmern eine zu erleben.

Und so war ich gestern Abend kurz entschlossen in einer Taizé-Andacht in Berlin-Tegel. Erwartet habe ich einen großen Kirchraum mit vielen Menschen auf der Suche nach Stille. Taizé in der Karwoche ist etwas ganz Besonderes.
Gefunden habe ich einen kleinen überheizten Kirchraum. Als ich fünf Minuten vor Beginn kam, guckte man überrascht. So früh? Die Vorbereitungen begannen gerade. Oranges Tuch, viele Kerzen, Kniebänke. Der kleine Raum füllte sich nach und nach. Drei Leute, vier Leute … und ich überlegte, ob ich nicht schnell und heimlich verschwinden sollte. Doch ich blieb und lies mich darauf ein.

Glockenläuten.

Der nächste Fluchtgedanke tauchte auf, als ein Pärchen mit einem riesengroßen Hund kam. Er machte es sich auf meinen Füßen bequem (ich saß auf der Kniebank).

In mir war Panik und keine Entspannung.

Dann das erste Lied. Wir waren inzwischen 10 Leute und ein Hund. Es war mehr ein Gebrumme, aber es wurde besser. Mit jedem Lied. Neben mir saß eine sehr begabte Altsängerin, an die ich mich ranhängen konnte. Ich war nicht so entspannt, wie sonst. Die Stille konnte ich nicht so genießen. Ich fühlte mich unwohl und fehl am Platz. Ich hatte Sehnsucht nach dem Kloster Frenswegen und dem bekannten Klientel der Nordhorner Taizé-Andachten. Doch in mir formte sich ein Gedanke: Taizé verbindet. Diese Gesänge, Texte und Gebete verbinden ganz unterschiedliche Menschen, die ernsthaft und mit großer Liebe und Sehnsucht in die Karwoche eintauchen wollen. Das war sehr besonders.

Am Ende war Wunschliedersingen und ich habe mir mein Lieblingslied gewünscht. Hier könnt ihr mal reinhören. Den ganzen Abend hatte ich mir anders vorgestellt und doch bin ich beschenkt nach Hause gefahren. Wenn mich das nächste Mal die Taizésehnsucht packt, fahre ich aber vielleicht doch lieber in den Berlinder Dom.

„In dunkler Nacht woll`n wir ziehen, lebendiges Wasser finden. Nur unser Durst wird uns leuchten, nur unser Durst wird uns leuchten. „

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Bildnachweis: derthomasonline / photocase.de

3 Gedanken zu “Große Taizé-Liebe

  1. Bin grad beim Lesen sehr berührt worden. Danke. War nie richtig in Taizé, nur einmal auf der Durchreise, aber bin doch mit einigen der Lieder schon lange auf dem Weg und hab viele gute Momente mit ihnen in Gottesdiensten erlebt, vielleicht auch hier und da ermöglicht. Und dabei ist „De noche“ auch eins meiner liebsten Lieder, seit Ewigkeiten. Treffe nicht viele Leute, die es kennen. Und grad führt es mich mal eben zurück bis in meine Jugend. Danke.
    Und, ja, manchmal sind die äußeren Bedingungen nicht, wie ersehnt, und trotzdem war es gut, da gewesen zu sein. Einen herzlichen Gruß.

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  2. Ich habe Taizé erst als Erwachsene kennengelernt und fahre seitdem seit 13 Jahren jedes Jahr hin. Es berührt mich jedes Jahr wieder und ichmöchte meine kleine Insel im Jahr nicht mehr missen. Die Taizegebete zuhause sind schön, aber das echte feeling gibt es nur in Burgund. Wenn du es irgendwie schaffst, fahr einfach mal wieder hin. Ich wünsche dir noch viele berührende Taizégebete. Herzliche Grüße

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