In den letzten Tagen las ich im aktuellen ZEITmagazin einen Artikel über den „Rückzug ins Private: Warum viele Menschen sich heute vor allem für Stressreduktion und Heimarbeit interessieren“. Kurz zusammengefasst geht es darum, dass sich die Menschen, je komplizierter das Weltgeschehen oder der Berufsalltag ist, mehr einigeln und in die eigenen vier Wände zurückziehen. Man konzentriert sich auf das Wesentliche und besinnt sich auf das einfache Leben. Selbstversorger, Handarbeiten, Burnout-Vorsorge, Wohlfühl-Zeitschriften, Bausparverträge, all das boomt.
Ich kann dies gut nachvollziehen, klingen doch meine guten Vorsätze für dieses Jahr alle ähnlich. Ich habe im letzten Halbjahr 2014 zu viel gearbeitet. Einiges blieb in dieser Zeit auf der Strecke. Das möchte ich gerne ändern. Deshalb machen die Vorsätze vielleicht einen eher traurigen Eindruck. Nicht zuletzt durch Twitter und viele Blogs, die ich dadurch lese, hat sich mein Denken über Nachhaltigkeit, Flüchtlinge und andere Themen erweitert und verändert. Aber auch durch das Leben mit unserem Gast aus Afghanistan habe ich eine andere Sicht auf das Leben bekommen.
Ich möchte mich für andere einsetzen und mit ihnen leben. Menschen, für die keiner eintritt und die keinen Fürsprecher haben. Menschen, die ausgeschlossen sind, durch Armut, Hautfarbe, Religion etc. Ich werde mich darüber aufregen (auch von der Kanzel aus) wie Flüchtlinge in diesem Land behandelt werden. Ich möchte auch unbequeme Wahrheiten aussprechen und mich nicht zurücklehnen. Es geht mich etwas an, denn wir leben in einer gemeinsamen Welt.
Auf dem Blog von Marthori fand ich diese Grafik, die ganz wunderbar ausdrückt, was ich denke und fühle:
Wir leben alle auf einer gemeinsamen Erde. Unser Rückzug ins Private wird nicht funktionieren: „Das Bedrohliche wird seinen Weg auch in das Leben der Abgeschotteten finden: Die Verzweifelten kommen mit Booten übers Meer, die Panzer formieren sich im Osten, der Wasserspiegel steigt auch an der Nordseeküste. Und wer sich weigert hinzusehen, könnte dereinst selbst zu denen gehören, die in Lumpen auf der Flucht sind.“ (ZEITmagazin, Nr.1, S.26)
Auch diese Gedanken gehören zu meinem 2015. Ich werde an dieser Stelle immer wieder von Begegnungen mit Menschen erzählen, die zu uns kommen, weil sie keine andere Wahl hatten. Ich wünsche auch euch solche Begegnungen, denn sie verändern das eigene Leben.
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