Wenn ich die Augen schließe, dann kann ich ihn sehen.
Ich sehe ihn am liebsten so, wie er mir im Garten begegnet ist – kurz nach seiner Auferstehung. Sein Blick, wie er mich ansah und sofort meinen Namen sagte, seine Hände mit den Wundmalen. So, möchte ich ihn in Erinnerung behalten.
Dieses Bild von ihm tröstet mich.
Es erinnert mich daran, dass ich zu ihm gehöre. Er kennt mich und nimmt mich an. Mich, als Frau mit meiner ganzen Geschichte. Ich gehöre zu ihm.
Diese 40 Tage nach seiner Auferstehung waren so besondere Tage der Begegnung für uns alle. Dieses Wechselbad der Gefühle mussten wir erst einmal verarbeiten. Es war alles dabei von Zorn, Wut, Enttäuschung, Angst, Trauer, Verwunderung, Selbstmitleid, Scham und Freude. Und Jesus hat sich so viel Zeit genommen.
Er hat viele Gespräche geführt, ist vielen Jüngerinnen und Jüngern begegnet.
Er hat erzählt, vom Reich Gottes und was das alles bedeutet. Einiges wurde mir klarer. Sein Tod hat uns umgehauen, aber seine Auferstehung hat uns den Glauben geschenkt. Diese 40 Tage waren so nötig um diese kleine Pflanze des Glaubens richtig anwachsen zu lassen. Sie waren wie Wasser und Sonne, wie Wind und Regen. Diese Tage waren wie Dünger für unseren Glauben. Man konnte richtig zusehen, wie der Glaube wächst und größer wird. Wir saugten seine Worte auf und genossen die Gemeinschaft.
Es hätte ewig so weiter gehen können.
Ging es aber nicht.
Die Abschiedsworte wurden deutlicher. Es war die Rede vom Trost der kommen soll. „Wenn aber der Tröster zu euch kommt…“ Auch diese Worte hatte Jesus vor seinem Tod schon einmal gesagt.
Und dann, nach 40 Tagen, ich denke es war ein Donnerstag, entschwand er vor unseren Augen.
Gerade hatte er noch zu uns geredet, darüber, dass wir nicht aus Jerusalem weg gehen dürften. Wir sollten warten auf den Heiligen Geist. Und da war es wieder da – das Unverständnis dieser Worte, der Zweifel, die Angst.
Und dann war er einfach weg. Wir guckten ihm noch lange nach. Standen da und guckten in den blauen Himmel. Es ist so schön in den Himmel zu gucken. Die Wolken ziehen, es ändert sich ständig und ganz kreative Menschen, sehen Bilder von Tieren oder Figuren.
Und während ich da noch so stehe, und überlege, ob diese Wolke noch Jesus oder ein großer Bär ist, stupst mich jemand an und sagt: „Wieso stehst Du da und guckst in den Himmel? Jesus ist nicht mehr da. Ihr seid jetzt gefragt, denkt an seine letzten Worte. Jetzt seid ihr dran. Zeuge sein hat Jesus das genannt.“
Dann ging es los. Wir sind alle wieder zurück nach Jerusalem, haben noch ein bisschen gewartet und dann losgelegt.
Für mich waren diese Worte „Was stehst du da und guckst in den Himmel“ wie so ein Startknopf.
Na klar, es geht nicht um den Himmel. Es geht um die Erde. Um die Menschen, die hier und jetzt leben und dringend Trost brauchen. Gottes Reich ist mitten unter uns.
Jetzt sind wir dran.
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